Ötztaler und Endura Alpentraum aus der Sicht von Bernd Hornetz

Ötztaler Radmarathon 2014Der Ötztaler ist natürlich nicht anders als bei vielen Tausend anderen Hobbyradsportlern für das Team Beraldo Greenpaper Europa Ovini einer DER Saisonhöhepunkte. das gilt auch für mich persönlich seit x Jahren.  Dieses Jahr war in vielerlei Hinsicht sehr speziell. Im Team mit dem Titelverteidiger Roberto Cunico zu starten, der sich absolut fokusiert auf dieses Rennen vorbereitete. Das wäre eine eigene Geschichte wert.

Im Kontrast dazu, meine doch ziemlich zurückgeschraubten Erwartungen, nach ganz und gar nicht optimaler Saisonmitte. Dann  doch wieder einigermaßen in Schwung gekommen, aber dennoch mich ganz großem Respekt vor dieser Mega-Anstrengung.
Dann lief es im Rennen doch weitaus besser, als befürchtet. Klar, mit den Allerstärksten konnte ich nicht mithalten. Glücklich, in der Spitze bis zum Einstieg Jaufen gut mithalten zu können, befolgte ich ab dort meinen eigenen Rat, mein eigenes Rennen zu fahren. Roberto, der zu dem Zeitpunkt abging wie eine Rakete und niemand auch nur annähernd folgen konnte, dem war und bedurfte sowieso nicht und niemand mehr zu helfen.  Also Tempomat eingeschaltet und kämpfen bis zum Schluss. Etwa auf Position 17 über den Jaufen, dann wie während des ganzen Rennens ohne Stress gut und ausgiebig verpflegt.

Großen Dank an dieser Stelle für die tolle Unterstützung durch meinen Heimatclub. Die RSV Concordia Forchheim verpflegte neben Ihren eigenen Leuten auch meine Beraldos und mich. Spitze!

Tja, dann die übliche Tortur am Timmelsjoch. Dort wiederholt sich stets die Geschichte. Unten noch ordentlich rein gefahren. Diesmal mit einer 5er-Gruppe, inklusive einiger explodierter Optimisten, die am Jaufen einen Zacken zuviel riskiert hatten, wie der Belgier Bart Bury. Konnte mich allmählich absetzen und noch den ein oder anderen kassieren. Motiviert auch durch meine Frau, die mit Ihrem roten Turbo, ein geniales E-Bike, das sie vom Bruchsaler BunnyHopShop für diese Einsätze erhalten hatte, an mir zur nächsten Verpflege vorbeischoss und anfeuerte.  Noch zwei Belgier Vrolijkx und Glorieux, sowie den Maratona Dolomiti Sieger konnte ich mir greifen und beendete das Rennen dann im Duett mit Matteo Podestà auf Platz 13. In dem Fall eine Glückszahl.

Im Ziel natürlich beste Feierlaune, nach dem Sieg von Roberto. Einem famosen tollen 5. Platz von Alessandro Bertuola, Platz 18. von Cristian Pinton und Platz 43 für Carlo Muraro, der in einer 2er Flucht ab dem 1. Höhenmeter bis km140 das Geschehen bestimmte. Daher die Teamwertung ebenso souverän gewonnen. Ein kleiner Wehrmutstropfen, dass unser 6. Mann Enrico Zen, Vorjahresdritter, wegen verpatzer Anmeldung nicht am Start sein durfte.

Endura Alpentraum 2014 mit 252km und 6.078hm – Nach dem Ötzi 2 Tage Erholung und mit dem gestärkten Selbstvertrauen motiviert an die Vorbereitung zum Endura Alpentraum. Noch länger, noch höher, noch härter.

Etwas mehr geschlafen und zwischen 2 aufeinander folgenden Trainingstagen mindesten 1 Ruhetag. Unter der Woche 3 bis 4 Stunden trainiert und am Wochende vor der Endura kein Wettkampf. Meine Mutter wurde 70. Also die Strecken Karlsruhe – Rascheid (Pfälzer Wald, Glantal, Erbeskopf) = 190km, knapp 2.000hm mit dem Rad. Samstags hin, sonntags zurück. Dazwischen gefeiert. Geradelt natürlich mit Dampf, immer Zug auf der Kette, in den Anstiegen 6 bis 7 Mal auch einige Minuten Renntempo, dicke Gänge, 330 bis 350W. Daher zügiges Reisetempo, knapper 33er Schnitt.  Vorm Alpentraum Do u. Fr 2 Tage = 0km. Ausruhen! Freitag erst spät angekommen in Sonthofen, daher Vorbelastung per Compex, Kapillarisation und Gute Nacht. Die war dann auch kurz.

Jetzt zum Alpentraum itself. Freitag zu spät angereist, um noch gemeinsam mit meinen Teamkollegen und Helfern unser obligatorisches Pasta Integrale Bianca Abenmahl einzunehmen = Vollkornnudeln ohne Soße, mit etwas Olio und Parmigiano. 1,2g pro Rennkilometer, diesmal der Teller also randvoll. Okay dazu noch magerer Rohschinken und wer möchte übersichliche Portion Hühnchen mit Salskartoffeln.

Außer mir (Spätzle all you can eat auf der Autobahnraste), alle am Tisch bis auf Cristain Pinton, der sonntags in Verona die nur 180km/3.500hm des GF Luca Avesani bei Sonne und 25°C fahren durfte.  Da hatten wir uns doch etwas mehr vorgenommen für den Samstag.

Pünktlich zum Start, der angekündigte Regen setzt wieder ein über Oberjoch und Hahntennjoch. Daher und auch mit Respekt vor dem Tagespensum von 6.000 Höhenmetern auf Vierteltausend Kilometern, ging es beschaulich los, gerade so schnell, dass einem bei 5°C nicht das Blut stockte.  Das ist wohl etwas übertrieben, zwischendrin wurde es Mal extrem schnell zum Hahntennjoch, hinter dem Ausreißer, meinem Teamkollegen Alessandro Bertuola. Was der sich wohl gedacht hatte, den ganzen Tag alleine verbringen zu wollen?

Verdammt kalt die Abfahrten und gefährlich. Aber die eindringlichen Warnungen des Veranstalters PlanB gepaart mit den Temperaturen, ließen uns kühlen Kopf bewahren. Teilweise im Schritttempo um die Haarnadeln, alles sehr kontrolliert. Endlich in Imst, die Straßen dort trocken und das bis ins Ziel. So ging das Rennen dann zur Pillerhöhe dann zügiger voran. Die Gruppe verkleinerte sich auf die favorisierten Fahrer, darin alle Beraldos, also auch ich, hurra, mit Lude, den beiden Netapp-Profis Schillinger und Michael Schwarzmann, Kirchmair, Herrmann, Gschnitzer,… Gut 10 Mann.

 Wir Beraldos hatten es gut mit Bertuola vorneweg. Die anderen daher verantwortlich für das Tempo. Dann wurde es Schillinger und Ludewig zu bunt. Attacke in der Flachpassage nach Pfunds. Cunico und ich steigen hinterher. Wir zwei Halbstarke hinter 2014 TdF-Teilnehmer Schillinger und ausgerechnet Ludewig. Pulsschlag bis unters Dach kommen wir in einer leichten Steigung näher. Cunico kann aufschließen. Ich explodiere etwas vorzeitig und versuche einen Rhythmus solo bis zur Norbertshöhe zu finden, um dort nicht sofort von den Verfolgern abgestellt zu werden.

 Dann kommt aber Teamkollege Zen alleine in der Norbertshöhe. Ich feuere ihn an, denke er nutzt die Steigung, um die Minute Rückstand auf das Trio nach vorne zu schließen. Aber er hat nicht den allerbesten Tag erwischt. Kann mich festbeißen und gemeinsam mit ihm die Verfolgung aufnehmen. Kaum zu glauben, nach 2 Dosen Cola geht es bei mir wieder gut und wir schaffen am Reschenpass den Zusammenschluss, auch Bertuola ist wieder eingefangen, zu sechst weiter. Fühle mich richtig stark und mache Tempo für Cunico, denn man kennt die Ausdauer und den Speed von Kirchmair gerade bei so langen Rennen.

In Santa Maria, Einstieg in den Umbrail, zahlen erst Mal Bertuola und ich für unseren Einsatz. Cunico und Zen schweben davon, schnell wächst der Vorsprung. Lude und Schillinger quälen sich vergebens hinterher, Bertuola und ich knapp dahinter.
Dann muss Bertuola reißen lassen, ebenso Schillinger bei Lude. Kaum zu glauben, wie langsam wir uns in dieser Konstellation vorankämpfen und trotzdem von Hinten nichts zu sehen. Irgenwann, knapp vorm Umbrailpass komme ich endlich an Schillinger vorbei. Keine Gegenwehr. Aber Ludewig kann nochmals einen Zäckchen zulegen und kommt deutlich vor mir über den Stelvio. Endlich auch ich. Essen Trinken und runter. Noch eine Cola in Trafoi in den Schlussanstieg. Ups! Lude nur knapp vor mir. Zäh kriechen wir weiter. Komme ganz langsam näher und zur Hälfte habe ich ihn.

Keiner aber quält sich wie Ludewig, legt der doch noch Mal etwas zu und ich bezahle für meine Anschleichattacke. Im Ziel aber absolut glücklich über die eigene Leistung und die des Teams. Platz 1,2,4 und 5. Und auf der „kurzen“ macht Muraro mit 8 Sekunden Rückstand den 2. Platz, trotz einmal Absteigen mit Durchfall im Umbrail, als er noch solo in Front lag. Abfeiern in Sulden.